Grünland braucht Rinder!

Potenziale nachhaltiger Beweidung nutzen – für Artenvielfalt, Klimaschutz und Ernährung

Beweidetes Grünland speichert Kohlenstoff, fördert die Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit und liefert Futter für Tiere. Doch dieser wertvolle Lebensraum ist bedroht – durch Umbruch, Intensivnutzung und die Verdrängung der Rinder von der Weide in den Stall.

Fatale Verluste

Grasende Rinder auf Weiden – Jahrhunderte lang selbstverständlich – heute ein immer seltener Anblick

Grünland macht 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen weltweit aus. Es ist ein bedeutender Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Grünland ist jedoch unter anderem durch Landnutzungswandel akut bedroht. Auch in Deutschland wurden seit den 1960er Jahren viele Grünlandflächen umgebrochen, sodass sein Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche nur noch unter 30 Prozent liegt. Das verbliebene Grünland wird zunehmend intensiv bewirtschaftet. Und die auf Höchstleistungen gezüchteten Rinder verschwanden innerhalb der letzten Jahrzehnte fast überall vom Grünland in Ställe – mit fatalen Folgen für Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit, Klimaschutz und Tierwohl.

Die Zusammenhänge zwischen Grünland, Beweidung, Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und Nutzungsformen sind sehr komplex. Für Landwirt:innen mit Tierhaltung, landwirtschaftliche Berater:innen und Entscheidungsträger:innen aus Politik und Verwaltung fehlt es an leicht zugänglichem Wissen, um die Potenziale nachhaltiger Grünlandbeweidung besser in ihrer Praxis und ihren Entscheidungen zu berücksichtigen.

Dr. Anita Idel

Kühe? JA! Statt chemisch-synthetischem Stickstoffdünger:

„Wir brauchen gesunde Rinder für fruchtbare Böden, biologische Vielfalt, Klimaentlastung – und die Welternährung. Die fruchtbarsten Kornkammern weltweit entstammen alle Jahrtausende lang beweidetem Grasland. Entstanden in Koevolution mit Weidetieren profitieren Graslandschaften vom Biss. Weltweit speichern sie mehr Kohlenstoff als die Wald-Öko-Systeme.“

 

Projektziele & Maßnahmen

Als Schweisfurth Stiftung möchten wir mit unserem Projekt dazu beitragen, diese Lücke zu schließen, indem wir:

  • die multifunktionalen Leistungen von Grünland und Weidetieren für unterschiedliche Zielgruppen leicht verständlich aufbereiten und über eine Webseite zugänglich machen,
  • gemeinsam mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis das komplexe Thema fundiert und multiperspektivisch aufbereiten,
  • die Relevanz der nachhaltigen Beweidung von Grünland mit Rindern für Klimaschutz, Agrobiodiversität, Tierwohl und Bodenbildung über Öffentlichkeitsarbeit auf die Agenda setzen – durch gezielte Angebote wie Praxisdialoge, Symposien und Hofbesichtigungen.
  • für mehr nachhaltige Beweidung in der Breite der Praxis sorgen.
Milchkühe liegen unter schattigen Bäumen im saftigen Gras.

Hintergrund – Rinder auf Weiden als Zukunftsressource

Eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen besteht aktuell darin, unser Ernährungssystem so zu gestalten, dass es sich im Rahmen der planetaren Grenzen bewegt. Beweidetes Grünland spielt dabei eine herausragende Rolle. Denn Rinder und Grasland haben sich über Millionen Jahre hinweg in einer engen Koevolution entwickelt. Grasflächen bieten Rindern Futter, während die Tiere durch ihren Verbiss, Dung und Tritt die Artenvielfalt und Gesundheit des Grünlands fördern.

Weidetiere sind damit ein Schlüsselfaktor zur Begrenzung des anhaltenden massiven Biodiversitätsverlusts und der Stabilisierung von Ökosystemen. Rinder können für Menschen nicht verdauliches Gras in Fleisch und Milch umwandeln und damit lokal zur Ernährungssouveränität beitragen. Gras speichert große Mengen an Kohlenstoff über seine Wurzeln unterirdisch im Boden. In den Böden unter Grasland befinden sich weltweit sogar etwa 50 Prozent mehr Kohlenstoff als unter Waldböden. Damit kommt Grünland auch eine wichtige Rolle mit Blick auf den Klimaschutz zu.

Kurz & knapp

Projektzusammenfassung

Name: Leistungen und Potenziale der Grünlandbeweidung mit Rindern
Laufzeit Phase 1: 2024 – 2026
Zielgruppen: Betriebe, landwirtschaftliche Beratungen, Entscheidungsträger:innen in Politik und Verwaltung I Öffentlichkeit

Maßnahmen: Aufbereitung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Kommunikation über eine Webseite, Praxisdialoge, Symposien und Veröffentlichungen
Mitwirkende Expert:innen: Dr. Anita Idel, Ulrich Mück
Gefördert durch: Software AG Stiftung, Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Spenden

Kontakt

Lucia Müller
Projektmanagerin Tierwohl
lmueller@schweisfurth-stiftung.de

Fördernde Stiftungen

  • Logo der wir kooperieren.org Förderer Software AG

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