Forschungsprojekt mehrWERT Öko-Milch+Fleisch
Bio-Milch und Bio-Fleisch gehören zusammen!
Momentan werden Milcherzeugung und Fleischerzeugung oft getrennt betrachtet. Das hat zur Folge, dass nur in wenigen Fällen männliche Kälber aus Öko-Milchbetrieben im Öko-Sektor weiterverarbeitet werden. Das Forschungsprojekt mehrWERT Öko-Milch+Fleisch, gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, widmet sich genau dieser Herausforderung. Ziel des Projekts ist es, Lösungen zu finden, um Bio-Kälbern auch ein Bio-Leben zu ermöglichen. Durchgeführt wird das dreijährige Forschungsprojekt von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und der Schweisfurth Stiftung.

Das Ziel des Forschungsprojekts: Ein Bio-Leben für Bio-Kälber
Das Projekt entwickelt Konzepte, um mehr männliche Kälber aus ökologischer Produktion im Öko-Sektor zu halten. Gleichzeitig sollen Möglichkeiten zur artgerechten Aufzucht und Vermarktung von Öko-Rindfleisch aufgezeigt werden. Es ist in drei Teilbereiche gegliedert:
1. Analyse des Status Quo: Im ersten Teil wird untersucht, wie es aktuell um die Aufzucht von Öko-Milchviehkälbern steht und welche Verbesserungen möglich sind. Dafür werden Daten aus bayerischen Milchviehbetrieben erhoben und ausgewertet. Verantwortlich ist die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
2. Ökonomische Bewertung: Der zweite Teil untersucht die wirtschaftlichen Auswirkungen der kuhgebundenen Kälberaufzucht. In rund 30 Betrieben wird geprüft, wie sich diese Methode auf die Betriebswirtschaft auswirkt. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft leitet diesen Bereich.
3. Neue Wertschöpfungsketten: Im letzten Bereich geht es um den Aufbau neuer Wertschöpfungsketten für Milch und Fleisch aus kuhgebundener Kälberaufzucht. Hier bringt die Schweisfurth Stiftung ihre Erfahrungen, auch aus früheren Projekten, ein.
(Foto: Tino Grafiert)
“Milchkühe erzeugen höchst effizient Milch aus Gras. Doch ist damit immer auch Fleisch verbunden, denn ohne Kälber keine Milch! Nachhaltige Ernährung braucht deshalb Menschen, die je Liter Bio-Milch auch mindestens 25 Gramm Bio-Rindfleisch verzehren.“

Projekthintergrund: Bio-Milch und Bio-Fleisch gehören zusammen
Die hohe Spezialisierung der Milchproduktion ist mit der Erzeugung „überschüssiger“ Kälber verbunden: Um Milch geben zu können, müssen Kühe immer wieder kalben. Aber nur wenige Jungtiere werden für die Nachzucht benötigt. Die aktuellen Preise für Kälber decken in der Regel nicht die Kosten, die ein/e Landwirt:in für eine tierwohlgerechte Aufzucht benötigen würde.
Ein zentraler Grund dafür ist das starke Missverhältnis der Nachfrage nach Bio-Milch und Bio-Rindfleisch: Bio-Milch und -Milchprodukte sind seitens der Verbraucher:innen stark gefragt, Bio-Rindfleisch hingegen nur sehr wenig. Ulrich Mück, Demeter-Berater in Bayern, hat ausgerechnet, dass je Liter Milch etwa 25 Gramm Rindfleisch entstehen. Das heißt, für ein ausgewogenes Verhältnis von Milch und Fleisch müsste die derzeitige Nachfrage nach Bio-Rindfleisch stark steigen.
Die Folge dieses Missverhältnisses: Der überwiegende Anteil der Kälber von Öko-Milchviehbetrieben wird an den konventionellen Viehhandel abgegeben und damit in eine weniger artgerechte Aufzucht. In der Verbreitung der kuhgebundenen Kälberaufzucht wird, neben der Steigerung des Tierwohls, auch das Potenzial gesehen der Erwartungen der Verbraucher:innen mehr zu entsprechen und damit den Absatz von Bio-Rindfleisch zu steigern und das Verhältnis von Milch und Fleisch wieder in eine bessere Balance zu bringen.

Dieses Projekt wird gefördert durch: